Gehörst Du zu den ungeduldigen Gemüsegärtnern, denen es in der Jungpflanzenanzucht nicht schnell genug gehen kann? Ok, wir outen uns. Uns ging es auch sehr lange so! Mehrfach am Tag haben wir die Töpfchen auf der Fensterbank gedreht. Und haben wir es mal vergessen, sind sie fast waagerecht gewachsen. Mit jedem Jahr mehr Erfahrung im Gemüsegarten, wächst Dein Bewusstsein für den gezielteren Einsatz Deiner Ressourcen.
Unsere Tipps zur Keimtemperatur und zum Licht findest Du in Teil 1. Hier geht´s weiter mit Feuchtigkeit, Keimdauer und der Qualität des Saatguts.
Extreme Trockenheit und Feuchtigkeit
Wenn wir Durst haben, greifen wir zum Wasserglas. Wenn bei Starkregen unsere Schuhe durchweichen und wir nasse Füße kriegen, dann trocknen wir sie. So geht es auch unserem Gemüse. Beide Extreme sind in der Jungpflanzenanzucht eher Stressfaktoren als förderlich für ein gesundes Pflanzenwachstum.
Früher haben wir meistens zu viel gegossen. Aus der Gießkanne kam ein großer Schwapp Wasser und schon fallen die zarten Pflänzchen um und schwimmen kopfüber in der matschigen Erde. Heute nutzen wir für die ersten Tage eine Ballbrause. Du kannst auch etwas anderes verwenden. Wichtig ist, dass Du das Wasser gut dosieren kannst.
Ist das Saatgut gekeimt, kannst Du mal schauen, ob die Wurzeln unten schon rausschauen. Sobald die Pflänzchen etwas weiter aus der Erde lugen, gießen wir nur noch in den Untersetzer. Die Erde und auch die Wurzel ziehen sich die Flüssigkeit nach Bedarf nach oben. Achte aber trotzdem darauf, nicht zu viel Wasser in den Untersetzer zu gießen. Staunässe sollte nicht entstehen.
Gut Ding will Weile haben
Die Keimdauer weist eine weite Spanne auf. Während Salat oder Erbsen mit 1-5 Tagen schnell dabei sind, brauchen Paprika oder auch Kräuter wie Petersilie und Schnittlauch etwa 3 Wochen. Hier ist also Geduld gefragt.
Es gibt auch ein paar Tricks, um das eine oder andere zu beschleunigen. Das solltest Du aber nur machen, wenn Du wirklich spät dran bist und die Pflänzchen auch absolut nicht einkaufen willst. Gerade als Anfänger kann Dich die beschleunigte Variante schon auch vor zeitliche Herausforderungen stellen. Denn die Keimlinge müssen dann schnell in die Erde.
Der Trick mit der Paprika. Wenn Dein Kalender schon Mitte/Ende März zeigt oder Du auch schon in den ersten Aprilwochen bist, solltest Du Dich ranhalten. In der Regel dauert die Keimung 2-3 Wochen, weil die Hülle vom Paprikasamen sehr fest ist. Wenn Du die kleine Spitze, die am Samen dran ist, abschneidest, kann die Paprika innerhalb eines Tages keimen. Viel später solltest Du mit der Paprika aber nicht mehr starten. Denn die Pflanze selbst braucht mehrere Wochen, um gut und gesund groß zu werden. Wir verfolgen schließlich nicht das Ziel, durch zu schnelles Wachstum auf gesunde Nährstoffe zu verzichten.
Qualität bringt Nährstoffe
So wichtig wie ein ausgewogenes Wachstum ist auch die Qualität des Saatguts. Wir empfehlen Dir auf ökologisches Saatgut aus Deiner Region oder zumindest aus Deutschland zu setzen.
Ein Grund dafür sind die Standortbedingungen. Ist die Mutterpflanze in einer wärmeren Region gewachsen und mit einer anderen Zusammensetzung der Bodenstruktur, muss sich das Saatgut erst an die bei Dir vorherrschenden Bedingungen anpassen. Je größer die Unterschiede zwischen den Wachstumsbedingungen der Mutterpflanzen und Deinem Saatgut sind, umso schwieriger könnte eine erfolgreiche Anzucht sein.
Wir legen dazu großen Wert auf ökologisches Saatgut. Wir sind damit in der Lage, das Gemüse selbst zu vermehren und unter den gleichen Bedingungen wieder anzubauen. Und zum anderen wollen wir keine im Labor gezüchteten Hybridvarianten auf unserem Teller, die auf schnelles Wachstum zu Lasten von Nährstoffen und Geschmack gezüchtet wurden. Würden wir dieses Saatgut vermehren wollen, können gewünschte aber rezessive (unterlegene) Merkmale der Gemüsesorte verschwinden und unerwünschte aber dominante wieder hervortreten.
Fazit
Eine erfolgreiche Gemüseanzucht hängt also an Deiner eigenen Einstellung zu bestimmten Kriterien und an den optimalen Wachstumsparametern.
Happy gardening!
Wenn Du noch mehr wissen willst, schau doch mal bei unseren Praxis-Workshops vorbei: www.gemuesehelden-dierbach.de/workshops
