Hinter den Kulissen bei den Steegmüller Erdbeergärten (Teil 1)

Gemüsehelden Dierbach bei den Steegmüller Erdbeergärten

Was ist uns wichtiger – billig oder lecker? Ist selbst pflücken zu anstrengend? Warum kaufen wir lieber große Erdbeeren anstatt kleine? Was ist so schwer am Bio-Anbau? Und wie kommt man eigentlich vom Tabakgeschäft auf Erdbeeren? Spannende Einblicke für uns gab es bei der Führung mit Christof Steegmüller durch seine Erdbeergärten in Landau/Offenbach.

Vor 40 Jahren war die Familie Steegmüller bekannt für Tabakanbau. Nach dem Studium zum Landwirt wusste Christof Steegmüller, dass er etwas anders machen will. Und so kam es. Weniger Tabak und rein in die Erdbeerbranche. Seitdem ist viel passiert.

Angefangen hat alles 1995 mit einem Selbstpflückerfeld. Die Erdbeeren waren reif, die Kunden waren da und die wenigsten wollten selbst pflücken. Der Wunsch der Kunden nach fertig gepflückten Erdbeeren war so groß, dass es ab da auch diese Sparte im Angebot gab. Aber das Selbstpflückererlebnis ist wichtig und soll auch weiter ein Teil der Erdbeergärten sein. Bis heute setzen die Steegmüllers auf Direktvermarktung. Ein kleiner Teil geht in regionale Supermärkte – aber nicht zum Großmarkt. Dafür sind die Sorten bei Steegmüllers nicht gemacht.

„Qualität und Geschmack in unseren Beeren und der Kontakt zu den Kunden ist mir wichtig“, sagt Christof. Nach stetigem Wachstum entschied sich die Familie, wieder zu reduzieren. Von 19 Erdbeerständen zurück auf 7. Warum? Für ein angemessenes Maß an Resilienz im Unternehmen und für die Qualität der Produkte.

Aber jetzt mal Butter bei die Fische. Wie sieht es hier mit Nachhaltigkeit im Anbau aus?

Die Steegmüllers bauen sowohl geschützt (unter Folie) als auch im Freiland an. Und beides hat seine Vor- und Nachteile.

Die romantische Vorstellung, dass alles im Freiland wächst, ohne jegliche chemische Unterstützung und Plastik, funktioniert sicher gut in unserem Hausgarten. Im Erwerbsanbau ist das schwierig. Feuchtigkeit und extreme Hitze oder Schwüle machen einer schönen Frucht ein schnelles Ende. Der Ausschuss bewegt sich je nach Witterung zwischen 10 und 20 %. Wenn alles nur im Freiland angebaut werden würde, wären die Zahlen noch deutlich höher.

Das führt uns direkt zu der Frage, ob dagegen gespritzt wird. Die Antwort ist: Ja, vor der Fruchtbildung. Pilze sind die großen Gegner im Freilandanbau – unter der Erde und an der Frucht. Im Freilandanbau geht es nicht ohne eine Behandlung mit Fungiziden vor dem Ausbilden der Früchte. Im geschützten Anbau dagegen schon.

Jetzt könnte man ja sagen, dann gibt es einfach weniger Früchte. Grundsätzlich ein nachvollziehbarer Gedanke, doch wir Verbraucher sprechen eine andere Sprache. Der Absatz von Beerenfrüchten ist in den letzten Jahren enorm gestiegen und der Trend geht weiter nach oben. Bei einem Anteil von 70% Personalkosten bleibt nicht viel, um die übrigen Kosten zu decken. Da kann man sich als Bauer keinen hohen Ernteausfall leisten.

Es gibt doch aber Subventionen in der Landwirtschaft, bestimmt auch für Obstbauern! Genau, das sind 300€ pro Hektar. Die Steegmüllers bauen auf 12 Hektar an. Macht also rund 3.000 €. Das rettet keinen vor dem finanziellen Aus, wenn ein Großteil der Ernte ausfällt.

Dazu kommt noch, dass die Felder jedes Jahr neu bestückt werden. Auch so kann die Pilzanfälligkeit der Pflanzen reduziert werden. Es wird auf eine 7jährige Anbaupause geachtet und ein anderer Bauer bewirtschaftet die Flächen mit anderen Kulturen, wenn grad keine Erdbeeren auf dem Feld sind. So kann Monokultur und das einseitige Auslaugen des Bodens vermieden werden.

Wie es im geschützten Anbau aussieht und was mit dem ganzen Plastik passiert, erfährst Du in Teil 2…

bwKX7A1691_K

Hey, wir sind Melanie & Sven!

Als nachhaltige Garten-Experten zeigen wir Garteneinsteigern, wie einfach und stressfrei das Thema Gemüseanbau und Gartengestaltung sein kann. Wühl Dich mit uns glücklich!

20230617_125805

Workshops

Hier buddeln die Macher im Garten! Wir zeigen Dir unsere besten Tipps & Tricks, die wir selbst ausprobiert, getestet und für gut befunden haben!

20230527_103435

Gartenberatung

Wir wünschen uns, dass Dein Garten Dich glücklich macht! Deshalb gestalten wir gemeinsam nach Deinen Bedürfnissen und Ansprüchen einen nachhaltigen und ökologischen Garten! Online oder Persönlich!

20230808_173657

Vorträge & Projekte

Du willst so wie wir noch mehr Menschen mit dem Thema Gemüsegarten und gesunde Ernährung begeistern? In einem Büro-Hochbeet, Dorfgarten oder Vereinsprojekt? Dann lass uns mal über Deine Idee sprechen. Wir unterstützen Dich gerne bei der Planung & Umsetzung.